Die Wetterapp sagt 27 Grad und Sonne vorher, die Zeitung nur 10 Grad und die Wettervorhersage im Fernsehen sogar Regen? Zu solchen Ungereimtheiten kommt es immer wieder.  Wie praktisch wäre es da, wenn das Wetter anhand eines immer wiederkehrenden Kalenders vorhergesagt werden könnte? Genau diese Idee hatte auch der fränkische Abt Mauritius Knauer.

Knauer wurde nach Angaben des Zisterzienserlexikons als ältester Sohn des Bürgermeisters von Weismain bei Lichtenfels ungefähr 1613 geboren, besuchte das Collegium Ernestinum in Bamberg und trat 1630 in die Zisterzienserabtei Langheim ein. Er studierte an der Universität Wien und wurde einen Tag nach der Eröffnung der Universität Bamberg (Ottonianische Akademie) zum ersten Doktor der Theologie der neu geschaffenen Lehranstalt promoviert.

Ein Kalender zu Vorhersage des Wetters: die Idee des Hundertjährigen Kalenders

Als Abt, also Vorsteher (wörtlich Vater) des Zisterzienserklosters Langheim sollte Knauer dem wirtschaftlich geschwächte Kloster wieder auf die Beine helfen. Zuvor hatte der 30-jährige Krieg dem heiligen Ort übel zugesetzt. Dazu verfasste Knauer neben andern Maßnahmen auch das Calendarium oeconomicum practicum perpetuum. Dieses wurde mehrfach von verschiedenen Personen überarbeitet und weiterentwickelt und bildete die Grundlage für den Hundertjährigen Kalender.

Gedacht war der Kalender ursprünglich zur Vorhersage des fränkischen Wetters, womit auch das landwirtschaftliche Wissen des Klosters vermittelt werden sollte. Die erste gedruckte Ausgabe erschien um 1700 und war nach Informationen der Universität Tübingen von Anfang an ein Bestseller. Weiter wird berichtet, dass sich der Kalender so gut verkaufte, dass es heute unmöglich ist nachzuvollziehen, wie viele Exemplare es gibt. Es gäbe aber Gerüchte, dass der Kalender das nach der Bibel das am zweithäufigsten verkaufte Buch ist.

Und das, obwohl eigentlich recht schnell klar gewesen sein dürfte, dass die Vorhersagen nicht stimmen. Wie der deutsche Wetterdienst berichtet, nahm Knauer an, dass das Wetter von den damals bekannten sieben "Planeten" Sonne, Mond, Saturn, Jupiter, Mars, Venus und Merkur beeinflusst würde und sich in einem siebenjährigen Zyklus wiederhole.

Der hundertjährige Kalender – bis heute bekannt, aber nicht zuverlässig

Tatsächlich wird der Kalender bis in die Gegenwart fortgeschrieben und die "Prognosen" können im Internet abgerufen werden. 2023 ist danach ein Marsjahr. Die ursprüngliche Fassung des Kalenders galt lange als verschollen und ist erst 1934 wiederentdeckt worden. Einige handschriftliche Versionen können übrigens frei zugänglich in digitalisierter Form bei der Staatsbibliothek in Bamberg bestaunt werden.