Galeria-Filiale in Schweinfurt im Januar 2024 wenige Tage vor der endgültigen Schließung
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Galeria in Schweinfurt: Die Filiale schließt schon am Dienstag, einen Tag früher als geplant. Denn: Die Waren sind weg.

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Ende einer Ära: Galeria in Schweinfurt schließt schon heute

Ausverkauft, alle Waren weg. Deshalb schließt die Galeria-Filiale in Schweinfurt schon heute, einen Tag früher als geplant. Nach fast 60 Jahren ist das Kaufhaus in der Innenstadt dann Geschichte. Ein Nachruf und Ausblick.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Heute ist die Galeria-Filiale in Schweinfurt zum letzten Mal geöffnet. Am Abend gegen 17 Uhr werden die Türen des Kaufhauses nach fast 60-jährigem Bestehen – unter unterschiedlichen Betreibern – endgültig geschlossen. Wolfgang Rattmann, der Betriebsratsvorsitzende, sagte gegenüber BR24, dass alles ausverkauft sei. Ursprünglich wollte das Haus erst am Mittwoch, 17. Januar, schließen. Weil aber keine Ware mehr da sei, wird es nun überraschend schon am heutigen Dienstag geschlossen.

Bis voraussichtlich 14 Uhr ist die Galeria-Filiale wegen einer Betriebsversammlung geschlossen. Zwischen 14 und 17 Uhr soll das Haus dann die letzten Stunden in seiner Geschichte geöffnet haben. Bis Ende des Monats muss dann das Haus "besenrein" an die Vermieterin übergeben werden. Heißt: Bis dahin muss dann noch alles Inventar raus, von den Regalen über die Wühltische bis zu den Umkleidekabinen.

Verbliebene Belegschaft will sich nicht mehr äußern

Von den rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Galeria Karstadt Kaufhof-Filiale in Schweinfurt von vor knapp zehn Monaten sind am letzten Tag nur noch wenige "an Bord". Ein großer Teil hat laut der Arbeitsagentur offenbar neue Arbeitsplätze gefunden. Laut der Arbeitsagentur in Schweinfurt hat sich "eine Handvoll" arbeitslos bzw. arbeitssuchend gemeldet. Knapp zehn Mitarbeiter gehen laut dem Betriebsratsvorsitzenden Wolfgang Rattmann in eine sogenannte Transfergesellschaft. In der soll es für die Mitarbeiter für sechs Monate unter anderem Umschulungsmöglichkeiten geben.

Heute, am letzten Öffnungstag, wollen sich die Geschäftsleitung, der Betriebsratsvorsitzende und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr äußern. Sie sagen, die Geschichte gehe ihnen einfach zu sehr an die Nieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren zum Teil mehr als 40 Jahre im Unternehmen.

Interne Gespräche zur Nachnutzung noch in dieser Woche

Auf eine BR-Anfrage an die Stadt Schweinfurt, ob es für das Kaufhaus ab Februar eine Nachnutzung gibt, teilt die Stadt mit, dass in dieser Woche noch interne Gespräch geführt werden sollen. Axel Schöll, der Kreisvorsitzende des Handelsverbands Bayern in Schweinfurt, sieht aktuell keine andere Warenhaus-Kette bzw. keinen anderen Händler als Nachmieter: "Der Stadt geht ein wirklich großer Kunden-Frequenz-Magnet verloren."

Wehmütige Kunden

Der Innenstadt wird etwas fehlen – das beklagen auch manche Kunden bei einer Straßenumfrage: "Das Warenhaus hat uns ein Leben lang begleitet, was daraus wohl werden wird… schwierige Sache. Es war Usus gewesen, hier einzukaufen. Und das wird wohl fehlen." Und viel Wehmut ist auch dabei: "Wir sind mit dem Kaufhaus groß geworden, es ist schade, dass es zumacht, aber das ist der Lauf der Zeit", so eine weitere Kundenstimme.

Pläne für das alte Horten-Kaufhaus

Es gibt Vorschläge, wie das Haus mit seiner klassischen weißen, vor 60 Jahren ausschließlich für Horten entworfenen Außenfassade künftig genutzt werden könnte. Die Ideen reichen von Coworking-Spaces über Wohnräume, eine Markthalle mit kleinen Händlern und Ständen bis hin zu einer Veranstaltungshalle. Und das vielleicht auch als Mischung aus all dem. Schöll sagt dazu: "Da muss man jetzt schnell die Konzepte sondieren und dann schauen: Was wäre für Schweinfurt interessant, was ist umsetzbar."

Das Kaufhaus hat auch ein eigenes Parkhaus. Die Immobilie soll einer luxemburgischen Investmentgesellschaft gehören. Ein Kontakt zum Eigentümer des Gebäudes mit der Frage, welche Nutzung er sich künftig vorstellt bzw. wünscht und ob es bereits Konzepte für eine Nachnutzung oder konkret Nachmieter gibt, konnte vom BR bislang nicht hergestellt werden.

60-jährige Geschichte des Kaufhauses

Das Kaufhaus in Schweinfurt wurde am 29. Oktober 1964 von Horten eröffnet. Damals arbeiteten in dem Kaufhaus rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ab 1996 gehörte das Kaufhaus zu Kaufhof. Mitte März 2023 hatte das Unternehmen Galeria Karstadt Kaufhof entschieden, zehn Warenhäuser in Bayern zu schließen. Mit dabei war das Haus in Schweinfurt.

In Unterfranken gibt es noch Häuser in Würzburg und Aschaffenburg. Auch hier bangen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktuell wieder um ihre Arbeitsplätze. Der Grund: Die Warenhaus-Kette hat den vierten Insolvenz-Antrag gestellt. Diesmal, weil sie unter anderem die zum Teil extrem hohen Mieten eines anderen Unternehmens aus dem Benko-Konzern – zu dem Galeria auch gehört – nicht mehr bezahlen kann.

Ein Schild mit der Aufschrift "Wir sagen Danke, Schweinfurt" hängt im Schaufenster der Galeria-Kaufhof-Filiale in Schweinfurt.
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Galeria Kaufhof in Schweinfurt schließt

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