Abbruch weiter in der Kritik

Ärger um Denkmal in Erlangen: Die HuPfla kommt bei Negativliste "Abriss des Jahres" auf Platz Zwei

11.1.2024, 12:15 Uhr
Der Abbruch des HuPfla-Ostflügels bewegte 2023 die Gemüter in Erlangen. Nun hat es die denkmalpflegerisch bedenkliche Abbruch-Aktion auf die Negativliste "Abriss des Jahres" geschafft und wurde auf den zweiten Platz gewählt.

© Harald Sippel, NN Der Abbruch des HuPfla-Ostflügels bewegte 2023 die Gemüter in Erlangen. Nun hat es die denkmalpflegerisch bedenkliche Abbruch-Aktion auf die Negativliste "Abriss des Jahres" geschafft und wurde auf den zweiten Platz gewählt.

Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege gibt jährlich die Negativliste "Abriss des Jahres" heraus, in der denkmalpflegerisch besonders bedenkliche Abriss-Aktionen gebrandmarkt werden. In der aktuellen Ausgabe hat es die Erlanger Heil- und Pflegeanstalt (HuPfla) auf Platz zwei gleich hinter einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus in Bayreuth und vor dem Kulmbacher Güterbahnhof "geschafft".

"Echtes Systemversagen"

Ein ehemaliges Bauernhaus im Stadtteil Rödensdorf gewann knapp vor der Heil- und Pflegeanstalt Erlangen: "Es war das schönste Fachwerkhaus in ganz Oberfranken!", schrieb einer von über 350 Menschen, die bei der Aktion des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege ihre Stimme für das Gebäude abgaben. 1802 gebaut, wurde es 2023 nach langem Verfall abgerissen, obwohl es als Baudenkmal geschützt war und sich auch der Verein "Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser! e.V." dafür eingesetzt hatte.

Auch wenn riesige Planen, Holzwände und anderer Sichtschutz den Ostflügel des letzten Patientengebäudes der ehemaligen Heil- und Pflegeanstallt (HuPfla) vor neugierigen Blicken schützen sollten, war schnell offenkundig, dass der Abbruch des Ostflügels begonnen hatte. 

Auch wenn riesige Planen, Holzwände und anderer Sichtschutz den Ostflügel des letzten Patientengebäudes der ehemaligen Heil- und Pflegeanstallt (HuPfla) vor neugierigen Blicken schützen sollten, war schnell offenkundig, dass der Abbruch des Ostflügels begonnen hatte.  © Harald Sippel, NN

"Mit Rödensdorf Nr. 28 ist eines der schönsten Fachwerkhäuser im östlichen Oberfranken ohne Not zugrunde gegangen. Kein Einzelfall. Ein Eigentümer, der die Sozialverpflichtung von Eigentum nicht anerkennt, trifft auf Behörden, die über viele Jahre hinweg allzu nachsichtig und nachgiebig, wohl auch nachlässig waren. Es handelt sich um ein echtes Systemversagen", sagt Prof. Dr. Günter Dippold, stellvertretender Vorsitzender des Landesvereins und Bezirksheimatpfleger von Oberfranken.

"Eine Schande, solch ein Mahnmal abzureißen"

Knapp hinter dem Fachwerkhaus kam der Opfertrakt/Ostflügel der Heil- und Pflegeanstalt (HuPfla) in Erlangen (Baujahr 1846). Die Nationalsozialisten hatten in diesem Gebäude viele Patienten auf sogenannten Hungerstationen getötet. "So schlimm es ist, was im Opfertrakt passiert ist, so wichtig wäre es gewesen, diesen als Erinnerung an die Verbrechen der Vergangenheit zu erhalten. Eine Schande, solch ein Mahnmal abzureißen", schrieb eine Einsenderin. Der Abbruch in Erlangen begann im Mai 2023, trotz Denkmaleigenschaft.

Zwölf Abrisse ausgewählt

Insgesamt gingen - so teilt der Bayerische Landesverein für Heimatpflege in seiner Pressemitteilung mit - 1400 Stimmen bei der Aktion ein, mehr als dreimal so viele wie 2022. Der Landesverein hatte erneut zwölf bedauernswerte Gebäudeabrisse – darunter vier Denkmäler – ausgewählt und auf seiner Website präsentiert. "Dass sich so viele Menschen beteiligt haben, zeigt, wie nahe ihnen diese Abrisse gehen. Mit diesen Gebäuden gehen mehr als nur die Tonnen an Baumaterial verloren, nämlich ein Stück gebaute Heimat", sagt Dr. Rudolf Neumaier, Geschäftsführer des Landesvereins. Letztes Jahr hatte bei der Aktion die Nürnberger Radrennbahn gewonnen. Das Verwaltungsgericht Ansbach stoppte den Abriss kurze Zeit später.

"Das Bauernhaus in Rödensdorf und die sogenannte HuPfla in Erlangen haben zunächst wenig miteinander gemein. Offensichtlich geht es den Leuten nicht um eine spezifische Art von Gebäude, sondern darum, dass wir die Gebäude erhalten sollten, die maßgeblich unsere Orte – und damit auch uns – prägen", sagt Dr. Daniela Sandner, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Landesverein.

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