Bratwurst auf dem Marktplatz in Würzburg
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Streit um die Wurst: Würzburger Hafensommer jetzt vegetarisch

Bei einer kommunalen Konzertreihe in Würzburg soll es in diesem Jahr erstmals nur vegetarisches Catering geben. Die einen finden das gut – andere sind verärgert. Jetzt wird das Thema voraussichtlich ein weiteres Mal den Stadtrat beschäftigen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Für die einen ist es ein handfester Kulturstreit. Andere bezeichnen es als Petitesse, Realsatire oder Wahlkampf. Unter den Würzburger Stadträten wird seit ein paar Tagen über das Essensangebot bei einer kommunalen Konzertreihe gestritten. Denn beim diesjährigen Würzburger Hafensommer soll es ausschließlich vegetarische Speisen geben. So hat es das Kulturreferat vergangene Woche in einer Ausschusssitzung vorgestellt. Darauf folgte heftige Kritik, insbesondere aus Reihen der CSU und der FDP. Die "Main-Post" hatte zuerst darüber berichtet.

CSU im Stadtrat: Fleischverzicht sei Bevormundung

"Ich bin für Freiheit. Jeder Mensch soll selbst entscheiden, wie er sich ernährt. Man soll beraten und Angebote schaffen. Aber man sollte die Leute nicht zwingen", sagt der CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth im Gespräch mit BR24. Den Fleischverzicht bei der Veranstaltung hält er für Bevormundung. "Wo hört das Ganze auf", fragt Roth, "machen wir dann in der Rathauskantine weiter? Was ist mit den Volksfesten, gibt es auf Kiliani dann auch nur noch vegetarische Ernährung?"

Kulturreferat: Vegetarisches mehr nachgefragt als Fleisch

Kulturreferent Achim Könneke kann diese Kritik nicht nachvollziehen. Der Fachbereich Kultur veranstaltet den Hafensommer. Dort gab es bereits im vergangenen Jahr kein Fleischgericht mehr – allerdings stand noch Fisch auf der Speisekarte. Auch den soll es dieses Jahr nicht mehr geben. Eine Sache der Nachfrage sei das, sagt Könneke: "Einfach aus der Erfahrung heraus, weil in den letzten Jahren die vegetarischen Gerichte am besten liefen."

Außerdem will die Würzburger Stadtverwaltung bis 2030 klimaneutral sein, so hatte es der Stadtrat beschlossen. Auch das habe bei der Entscheidung eine Rolle gespielt, sagt Könneke. Wobei sich die CSU auch hierüber ärgert: "Die Feststellung, dass Vegetarisches per se nachhaltiger ist, halte ich für falsch. Lebensmittel, die aus der Region kommen, halte ich für nachhaltiger, als Lebensmittel, die von weit her zu uns kommen", sagt Kommunalpolitiker Roth.

Grüne: CSU betreibt Wahlkampf

Die Fraktion der Grünen wiederum wundert sich über die Kritik. In Richtung ihrer CSU-Stadtratskollegen sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Sandra Vorlovà: "Vielleicht ist es im letzten Jahr einfach nicht aufgefallen beim Besuch des Hafensommers, dass das Essen fleischlos war. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass in diesem Jahr im Herbst eine Wahl stattfindet."

Der Hafensommer findet in diesem Jahr von Ende Juli bis Anfang August statt. Im vergangenen Jahr kamen etwas mehr als 10.000 Besucherinnen und Besucher zu der 17-tägigen Veranstaltungsreihe. Die Konzerte reichen von Klassik, Pop, Rock bis zu Weltmusik.

Die Entscheidung für das vegetarische Catering fiel im Kulturreferat. Die Stadträte im Kulturausschuss wurden darüber lediglich in Kenntnis gesetzt.

CSU will interfraktionellen Antrag stellen

Kulturreferent Könneke versichert allerdings: "Wir werden niemanden seinen Wurstsalat, seinen Haxen oder seinen Sauerbraten wegnehmen." Bei anderen städtischen Veranstaltungen werden Fleischgerichte weiterhin auf der Speisekarte stehen. Aus Reihen der CSU-Fraktion heißt nun, dass die Stadträte einen interfraktionellen Antrag ausarbeiten wollen. Dann wird sich der Stadtrat voraussichtlich in voller Personenstärke mit dem Würzburger Wurststreit befassen müssen.

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