• Furzfisch, Wetterfisch, Gewitterfurzer: Seltener Fisch ist zurück in Franken
  • "Verschollen oder ausgestorben": Schlammpeitzger rund um Kitzingen ausgesetzt
  • Furzen, Gewitter vorhersagen und ein Jahr schlafen - ein Tier mit vielen "Talenten"

Der Schlammpeitzger ist eine seltene Fischart, die ursprünglich in ganz Bayern beheimatet war. "Mittlerweile ist das Tier in dieser Region aber fast gänzlich verschollen oder ausgestorben", erklärt Michael Kolahsa, der Fischereifachbeauftragte des Bezirks Unterfranken. Daher wurden am Mittwoch (18. Oktober 2023) durch die Fischereifachberatung mehrere Populationen rund um Kitzingen ausgesetzt - in der Hoffnung, dass sich die besonderen Tiere wieder in Franken ansiedeln.

Besondere "Talente" - woher hat der "Furzfisch" seine Spitznamen?

"Unsere Aufgabe ist es, für bedrohte Fischarten da zu sein und wir haben uns vor allem auf Arten spezialisiert, die andere gar nicht oder nur schlecht züchten können. Durch entsprechende Teiche haben wir die idealen Voraussetzungen, auch für den Schlammpeitzger. Wir können den Fisch hier züchten, abschöpfen und dadurch Fischbesatz bereitstellen", erklärt Kolahsa im Gespräch. In der Roten Liste Deutschlands wird die Art aktuell als "gefährdet" eingestuft. Dabei ist der seltene Fisch eigentlich "unheimlich zäh".

"Der Schlammpeitzger ist optimal an seinen schlammigen und dunklen Lebensraum angepasst", sagt Kolahsa. "An seinem Maul hat er zehn Barteln, mit denen er sich durch den Morast tastet." Dabei frisst der Fisch dann verschiedene Insektenlarven, Muscheln, Schnecken oder gewisse Würmer. "Zwar handelt es sich um eine Art, die mit anderen Fischarten nicht so zurechtkommt, dafür weicht er dann jedoch in andere Gewässer aus, die weniger Sauerstoff haben oder temporär austrocknen", so der Experte.

Diese für die meisten Fischarten eigentlich widrigen Bedingungen machen dem Schlammpeitzger jedoch nichts aus: "Dieser Fisch kann Sauerstoff aufnehmen, in dem er an der Wasseroberfläche nach Luft schnappt und diese verschluckt." Über den Darm nimmt er den Sauerstoff dann auf - "den Rest scheidet er über seinen After wieder aus. Daher hat er auch seinen Spitznamen 'Furzfisch'." Doch das ist nicht das einzige "Talent", das die Art so besonders macht.

"Sagt zuverlässig Gewitter vorher": Populationen des "Gewitterfurzers" rund um Kitzingen ausgesetzt

"Neben der Sauerstoffaufnahme über den Darm kann der Schlammpeitzger auch durch die Haut atmen, wie es zum Beispiel auch Aale tun." Das ermögliche es dem Fisch, bei Regen kürzere Landgänge zu unternehmen, um von einem Tümpel in den nächsten zu huschen. Eine weitere Besonderheit: "Die Fische können sich bis zu 70 Zentimeter tief in den Boden eingraben. Dabei reduzieren die Tiere sämtliche Lebensfunktionen. Diesen Zustand halten sie bis zu einem Jahr durch - keine andere europäische Fischart kann das", sagt Kolahsa.

Und auch die Spitznamen "Wetterfisch" und "Gewitterfurzer" verdankt das Tier einer ganz besonderen Eigenschaft: "Schlammpeitzger reagieren sehr sensibel auf Wetterumschwünge. Wenn ein Gewitter in der Luft liegt, können die Fische das zuverlässig fast 24 Stunden vorher anzeigen." Die Tiere werden durch die Veränderung des Luftdrucks unruhig und schwimmen häufiger an die Oberfläche. "Daher wurden Schlammpeitzger früher auch häufig für das Aquarium hergenommen."

Am Mittwoch (18. Oktober 2023) hat das Team rund um Kolahsa die gezüchteten Schlammpeitzger nun an drei verschiedenen Stellen in Mainfranken ausgesetzt: "Einmal direkt bei Kitzingen, bei Schwarzenau und zuletzt noch zwischen Nordheim und Sommerach." 2024 und 2025 sollen dort erneut Populationen ausgesetzt werden. "Die Tiere werden ab dem zweiten Jahr geschlechtsreif. Wir hoffen, dass wir spätestens in drei Jahren gesunde Jungfische und schöne, erwachsene Fische mit bis zu 30 Zentimetern Länge vorfinden können."

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