Social-Media-Abschied

Bye bye, Twitter/X! Warum wir ab sofort nur noch auf Bluesky aktiv sind

Christian Urban

Redakteur - nordbayern.de

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27.10.2023, 15:11 Uhr
Immer mehr Menschen verlassen Twitter/X und wechseln zu Bluesky. 

© IMAGO/Pavlo Gonchar / SOPA Images Immer mehr Menschen verlassen Twitter/X und wechseln zu Bluesky. 

Zwischen Elon Musk und Donald Trump gibt es mittlerweile zahlreiche Gemeinsamkeiten. Eine davon: Als beide ihre Ämter übernahmen, Trump 2016 als Präsident der USA und Musk 2022 als CEO von Twitter, dachten nicht wenige Menschen, es würde schon nicht so schlimm werden - um nach kurzer Zeit festzustellen, dass sie sich dramatisch getäuscht hatten.

So wie Trump während seiner Präsidentschaft national wie international quasi alles an Porzellan zerschlug, was zerschlagen werden konnte, und als unwürdiges Finale einer ohnehin schon unwürdigen Präsidentschaft beinahe einen Staatsstreich anzettelte, ließ auch Musk bei Twitter keinen Stein auf dem anderen. Durch Massenkündigungen und zahlreiche höchst fragwürdige Entscheidungen, die an dieser Stelle unmöglich alle aufgezählt werden können, stürzte er das kleine aber wichtige Netzwerk ins Chaos.

Eine Weile nahmen die Nutzer von Twitter das alles hin - nicht zuletzt, weil es keine brauchbaren Alternativen gab. Das dezentral konzipierte Mastodon mit seinen zahlreichen verschiedenen Servern wurde als zu kompliziert wahrgenommen, das an Facebook und Instagram angedockte Netzwerk Threads, das in Europa noch nicht zugänglich ist, konnte sich bislang ebenfalls nicht als Heimat der Umzugswilligen etablieren.

2023 änderte sich das jedoch: Anfang des Jahres startete Bluesky - ein soziales Netzwerk, das ausgerechnet vom ehemaligen Twitter-Gründer Jack Dorsey mit auf die Beine gestellt wurde. Obwohl sich Bluesky noch in der Beta-Phase befindet und nur mit einem Einladungscode zugänglich ist, knackte die Nutzeranzahl schon im September die Millionengrenze. Besonders als Folge einschneidender Ereignisse, beispielsweise Elon Musks Einmischung in die deutsche Flüchtlingspolitik und seiner Wahlwerbung für die AfD, trenden auf Twitter regelmäßig die Hashtags #Bluesky oder #Himmel, verbunden mit regelrechten Abwanderungswellen.

Angesichts der Entwicklung bei Twitter/X haben auch wir uns schweren Herzens dazu entscheiden, unsere dortigen Accounts nicht weiter zu nutzen und stattdessen einen Neuanfang zu starten. Sollten Sie ebenfalls bereits im Blauen Himmel unterwegs sein, finden Sie den Account von norbayern.de unter nordbayern.bsky.social, den von NN.de unter nnde.bsky.social.

Wie ist es bei Bluesky?

Hat man einen Einladungscode ergattert (jeder registrierte User kann etwa einmal pro Woche einen vergeben), erlebt man erst einmal eine Zeitreise zurück in die gute alte Zeit von Twitter. Damals, als es noch keinen Algorithmus gab - und vor allen Dingen keinen allgegenwärtigen Hass.

Auch sonst gibt es einige Unterschiede: Für Postings stehen mit 300 Zeichen 20 mehr zur Verfügung als bei Twitter, allerdings gibt es bislang weder Hashtags noch Direktnachrichten. Auch GIFs oder Videos kann man bislang nicht einbinden - es ist aber zu vermuten, dass diese Funktionen zu einem späteren Zeitpunkt noch implementiert werden. Spannend ist die Möglichkeit, sich persönliche Timelines zu basteln, indem man verschiedene Feeds abonniert, die nicht nur die Postings von Menschen zeigen, denen man folgt.

Insgesamt ist das Netzwerk dafür, dass es noch nicht einmal richtig geöffnet ist, so lebendig, dass bezüglich der Interaktion quasi kein Unterschied zu Twitter festzustellen ist. Unter einer Voraussetzung: Man muss es schaffen, sich entsprechend zu vernetzen, denn durch den nicht vorhandenen Algorithmus kann es für Neueinsteiger schwer sein, Reichweite für seine Postings zu erhalten. Gerade am Anfang kann ausbleibende Resonanz auf die eigenen Postings durchaus frustrierend sein - denn wer schreibt seine Gedanken schon gerne ins Nichts?

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