Bischöfe im Vatikan
Bildrechte: picture alliance/dpa | Arne Dedert

Bald sind vier Bischofssitze in Deutschland unbesetzt.

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Katholische Personalsorgen: Noch kein Bischof für Bamberg

Heute jährt sich der Rücktritt des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick. Es ist nicht das einzige Bistum, das auf einen neuen Chef wartet. Gründe sind das langwierige Prozedere bei Bischofsernennungen und der katholische Fachkräftemangel.

Aktuell sind in der katholischen Kirche in Deutschland drei Bischofssitze frei: Paderborn, Osnabrück und Bamberg. Auch die Diözese Rottenburg-Stuttgart wird sich wahrscheinlich bald in die Liste einreihen. Dort wird Bischof Gebhard Fürst bald 75 Jahre alt und hat - wie es Vorschrift ist - Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Der Papst nimmt diesen für gewöhnlich an, sodass die Bischöfe dann in den Ruhestand gehen können.

In Bamberg jährt sich genau heute der Rücktritt von Erzbischof Ludwig Schick zum ersten Mal. Am 1. November 2022 nahm Papst Franziskus seinen Rücktritt an. Seitdem warten die Bamberger auf einen Nachfolger. Im Erzbistum Paderborn ist der Bischofsstuhl sogar schon einen Monat länger unbesetzt. Doch aus dem Vatikan dringt seitdem nur: Stille. Ein Jahr Sedisvakanz - so heißt die bischoflose Zeit im Kirchenjargon - ist jedoch nicht ungewöhnlich.

Konkordate regeln Bischofswahl in Deutschland

Denn das Prozedere, bis ein neuer Bischof sein Amt antreten kann, ist in Deutschland besonders kompliziert. Auch von Diözese zu Diözese gibt es Unterschiede. Der Grund: die Staatskirchenverträge - die sogenannten Konkordate. Die Wahl des neuen Bischofs regeln in Deutschland ein preußisches, ein badisches und ein bayerisches Konkordat. Alle drei Staatskirchenverträge wurden durch das Reichskonkordat von 1933 bestätigt und in Teilen erweitert.

In diesen Staatskirchenverträgen ist geregelt, wie die Bischofswahl abläuft. Worin inhaltlich alle drei Staatskirchenverträge übereinstimmen: Das Domkapitel, also die Bistumsleitung, erstellt eine Liste geeigneter Kandidaten für das Amt des neuen Diözesanbischofs. Dafür können auch Vertreter der Priesterschaft und der Kirchenbasis befragt werden. Das Domkapitel schickt diese Liste dann an den Vatikan.

Bayerischer Sonderweg bei Bischofsernennungen

Rom schickt eine Liste mit drei geeigneten Kandidaten an die jeweilige Diözese zurück. Aus diesen drei Namen wählt das Domkapitel seinen neuen Bischof. Das bayerische Konkordat, das auch für das Erzbistum Bamberg gilt, macht hier eine Ausnahme: Hier reichen alle bayerischen Domkapitel sowie die bayerischen Bischöfe eine Liste mit geeigneten Kandidaten für das Bischofsamt beim Vatikan ein. Da diese Listen alle drei Jahre neu erstellt werden, ist die Kandidatenliste entsprechend lang. Bei den bayerischen Diözesen, zu denen aus historischen Gründen auch das Bistum Speyer zählt, hat der Papst das letzte Wort beziehungsweise die Qual der Wahl. Er ist völlig frei, aus den vorgelegten Listen einen geeigneten Bischof auszuwählen.

Im letzten Schritt sind sich die Konkordate dann wieder ähnlich: Am Ende muss noch die zuständige Landesregierung befragt werden, ob es Einwände gegen einen potenziellen Kandidaten gibt. Die Zustimmung ist heute aber nur noch reine Formsache. Anschließend ernennt dann der Papst den neuen Bischof.

Bischofsernennung ist Richtungsentscheidung

Die anstehenden Personalentscheidungen wie in Bamberg könnten auch ein Hinweis darauf sein, welche Richtung sich der Papst und Rom für die katholische Kirche in Deutschland wünschen.

Eher reformorientierte Kandidaten würden das Lager um den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, stärken. Ein neuer Bischof, der dem konservativen Lager um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer nahesteht, könnte mögliche Reformen eher bremsen. "Papst Franziskus und seine Kurie haben jetzt die Möglichkeit, bei demnächst vier vakanten Bischofsstühlen, Kandidaten zu ermitteln, die nicht auf der Linie des Synodalen Weges liegen, sondern eher das luftige Programm einer Beteiligungskirche von Franziskus unterstützen, bei dem am Ende allein der Papst entscheidet", sagt der Kirchenrechtler Thomas Schüller aus Münster.

Fachkräftemangel: Wer kann überhaupt Bischof werden?

Aber egal, ob die künftigen Bischöfe dem progressiven oder dem konservativen Lager angehören, ihre Herausforderungen sind groß: Die Zahlen der Kirchenaustritte sind in allen Diözesen extrem hoch, viele Missbrauchsfälle müssen noch aufgearbeitet werden, wegen der voraussichtlich sinkenden Kirchensteuereinnahmen müssen viele Bistümer ihre Finanzen konsolidieren. Diese eher undankbaren Führungsaufgaben dürften potenzielle Kandidaten zusätzlich abschrecken. Es soll zuletzt immer wieder vorgekommen sein, dass angefragte Kandidaten das Amt ablehnen.

Dazu kommt noch ein spezifisch katholischer Fachkräftemangel: Nur Priester können zu Bischöfen geweiht werden. Bei immer weniger Priestern wird es also immer schwieriger, die Spitzenfunktionen zu besetzen. 2001 wurden laut der deutschen Bischofskonferenz noch 124 Männer zum Priester geweiht, 2022 waren es gerade noch 45. Das bedeutet, dass auch der Kandidatenkreis für Bischofsämter immer kleiner wird.

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