Seit rund drei Jahrzehnten betreiben Nicole und Thomas Langert das "Gasthaus Langert" am Haarther Ring in Grub am Forst. Wer angesichts der aktuellen Steuer- und Mindestlohnerhöhungen damit gerechnet hat, dass ein Wirtshaus in einer so kleinen Gemeinde im Coburger Landkreis zu drastischen Maßnahmen gezwungen wird, hat sich jedoch getäuscht.

"Unsere Preise bleiben momentan unverändert und wir heißen Sie weiterhin herzlich willkommen", schrieb das Gasthaus am Mittwoch (10. Januar 2024) auf seiner Facebook-Seite. "Wir sind dankbar für ihre Treue und oberste Priorität ist Ihr leibliches Wohl und ein perfekter Service für unsere Gäste", heißt es weiter. Der Beitrag erntete zahlreiche "gefällt mir"-Angaben unter den Followern der Traditionsgaststätte.

Landkreis Coburg: "Gasthaus Langert" trotzt den Preiserhöhungen - "War keine Option"

Im Gespräch mit inFranken.de bestätigte Inhaberin Nicole Langert, dass der Post in der Tat als direkte Reaktion auf die zahlreichen Meldungen von Preiserhöhungen anderer Betriebe zu verstehen ist, die aufgrund der 2024 deutlich gestiegenen Mehrwertsteuer in der Gastronomie oder dem erhöhten Mindestlohn ihre Preise änderten. "Der Ankaufspreis von vielen Produkten wurde in der letzten Zeit erhöht, klar gab es da auch bei uns entsprechende Preisanpassungen", berichtet Nicole Langert. "Trotzdem", so erklärt die Servicechefin des Restaurants, "war es keine Option, sich jetzt diesem Strudel anzuhängen". 

Die Grundlage dafür, dass sie und ihr Mann Thomas, seines Zeichens Koch der Gaststätte, ihren Betrieb ohne die Preiserhöhung fortführen können, sieht die 50-Jährige dabei auch im besonderen Geschäftsmodell des Betriebs. Nachdem die Langerts in Zeiten der Corona-Pandemie gezwungenermaßen auf verkürzte Öffnungszeiten und einen Abholservice umstellen mussten, behielten sie zumindest die neuen Geschäftszeiten bei. Abgesehen von buchbaren Feiern hat das "Gasthaus Langert" seitdem nur noch am Freitag, Samstag und Sonntag offen, falls es Reservierungen gibt.

Außerhalb dieser Zeiten arbeitet Nicole Langert in einem weiteren Job im Angestelltenverhältnis, um ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein zu haben. "Wir sind ein kleiner Ort, manchmal gibt es dann auch nur wenige Reservierungen. Deshalb haben wir unsere Gäste darum gebeten, uns etwas entgegenzukommen", so Langert. Heißt konkret: Wer einen Tisch in der Gaststätte reservieren will, muss schon beim Anruf seine Essenswünsche mit angeben.

Besitzer wollen Geschäft fortführen: "Es ist eine Leidenschaft"

"Ich meine das in keiner Weise respektlos, aber ein Pizza-Abholservice kann im Vergleich zu uns flexiber planen. Unsere Gerichte erfordern viel Vorbereitungszeit, eine Gans muss beispielsweise fünf oder sechs Stunden zubereitet werden", erzählt die Inhaberin. "Es wäre blöd, wenn wir die Gerichte umsonst machen, weil sie nicht gegessen werden. Deshalb bitten wir um eine vorherige Absprache", so Langert. Diese Regelung erlaube es dem Ehepaar, sich flexibler auf die Wünsche der Gäste einzustellen.

Bemerkenswerterweise sei dieses System von den Stammgästen gut angenommen worden, und das Geschäft würde weiterhin laufen." Bevor man ein Gasthaus schließt, sollte man sich überlegen, ob man das wirklich will", erzählt Langert abschließend. "Für meinen Mann und mich ist es das, was wir uns aufgebaut haben. Es ist eine Leidenschaft, das gibt man nicht so einfach her".

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